Harzer Wölfe haben einen neuen "Finanzminister" - Bericht von der Jahreshauptversammlung
Der ESC „Harzer Wölfe“ Braunlage hat mit Dieter Hartig einen neuen Vize-Präsidenten Finanzen, bleibt zunächst aber ohne Präsident. Dies sind die beiden wichtigsten personellen Entscheidungen der mit Spannung erwarteten Jahreshauptversammlung der Harzer Wölfe. „Gespräche werden derzeit geführt, aber es ist nicht einfach, im laufenden Saisonbetrieb jemanden für das Präsidentenamt zu finden“, erläuterte Beiratsmitglied Jochen Klaeden den 31 anwesenden Vereinsmitgliedern sowie den zahlreichen Gästen.
Umso positiver ist es, dass die Stelle des aus beruflichen Gründen aus dem Präsidium scheidenden Harald Küster-Baumann neu besetzt werden konnte und der Club damit voll handlungsfähig bleibt. Der 57-jährige Dieter Hartig wurde von der Versammlung einstimmig zum Vize-Präsidenten Finanzen gewählt. Hartig - gelernter Bankkaufmann - ist seit 1988 selbstständig und führt eine Druckerei. Dem Harzer Eishockey ist er bereits seit längerer Zeit verbunden.
Einstimmig im Vorstandsamt bestätigt wurde Nachwuchsleiter Jürgen Klemp. Er wird fortan auch offiziell durch Conny Werner unterstützt. Während Klemp vor allem für Verbandsangelegenheiten sowie die sechs Schul-AGs zuständig ist, wird Werner ihr Hauptaugenmerk auf dem Spielbetrieb haben. Unterstützung in der Nachwuchsarbeit erhalten sie auch vom Sportlichen Leiter Bernd Wohlmann. Ebenfalls dem Vorstand der Wölfe wird Uwe Macke angehören, der einstimmig zum Geschäftsleiter gewählt wurde.
In seinem Bericht ließ Vize-Präsident Richard Flohr das vergangene Jahr Revue passieren: Angefangen bei der unausweichlichen Insolvenz des Vorgängervereins BSC über die Gründung des ESC bis hin zur sportlichen Qualifikation für die Oberliga zeichnete Flohr den Weg der Wölfe in der vergangenen Saison nach. Auch auf den freiwilligen Oberliga-Verzicht ging Flohr ein: „Letztlich mussten wir leider erkennen, dass sich die Euphorie in der Mannschaft, bei den Fans und im Präsidium nicht in allen Gremien und im Ort widergespiegelt hat. Die Strukturen in Braunlage sind noch nicht gegeben.“ Dabei räumte Flohr aber auch ein, dass im Präsidium Fehler begangen und Prioritäten nicht richtig gesetzt wurden. „Der Zeitdruck war enorm, die Anforderungen letztlich zu hoch“, sagte Flohr.
Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt sind die Erfolge in der Nachwuchsarbeit: Nicht nur der Norddeutsche Meistertitel der Junioren zeugt davon - sechs dieser Junioren konnten in die 1. Mannschaft integriert werden. Zur Zeit werden 33 Spieler in den 3 jüngsten Altersgruppen vom neuen, erstmals hauptamtlich tätigen Nachwuchstrainer Marc Garthe ausgebildet. Zudem werden 90 Kinder in sechs Schul-Kooperationen an den Eishockeysport herangeführt. Leihausrüstungen stehen für Schnupper-Trainings zur Verfügung. "Die Früchte dieser Investitionen werden wir frühestens in 5 Jahren ernten können; für den nachhaltigen Erfolg des Harzer Eishockeys ist diese Nachwuchsarbeit aber unerläßlich", unterstrich Flohr deren Bedeutung.
Mit Blick auf die laufende Spielzeit berichtete Flohr von einem jungen, intakten Regionalliga-Team, das sportlich voll auf Kurs liege. Sein besonderer Dank ging hierfür an Trainer Dirk Heckmann sowie Kapitän Alexander Deibert und seinen Vertreter Peter Westerkamp, die auch für einen tollen Zusammenhalt in der Truppe sorgen.
Mit Blick auf die Zukunft betonte Flohr nochmals die Wichtigkeit einer wirtschaftlichen Ausgliederung der ersten Mannschaft: „Wir müssen die Strukturen für eine gute Zukunft schaffen. Das geht aber nur mit der Unterstützung durch die Stadt und die Region.“ Wichtig sei es, so Flohr, dass das Eishockey in Braunlage nicht kaputt geredet, sondern von den unbestreitbaren Erfolgen gesprochen werde.
Der bisherige Vize-Präsident Finanzen Harald Küster-Baumann stellte in seinem Bericht nochmals klar, dass der ESC am 1. Januar 2007 mit einem Kontostand von null Euro gestartet sei. „Alles, was vorher eingenommen wurde, floss in die Insolvenzmasse des BSC“, sagte Küster-Baumann. Im abgelaufenen Rumpfgeschäftsjahr erzielten die Wölfe einen Umsatz von rund 148.000 Euro, als operatives Ergebnis sei ein Plus von 4.300 Euro zu verzeichnen gewesen, bilanzierte Küster-Baumann. Allerdings, so sagte der scheidende Vize-Präsident, seien in dem Ergebnis auch noch offene Forderungen gegenüber Sponsoren eingerechnet. Ein großer Posten, mit dem zusätzlich nicht gerechnet werden könnte, seien vom ehemaligen Mannschaftsleiter Thorsten Krause veruntreute Ausrüstungsgegenstände: „Ein fünfstelliger Schaden, von dem wir wohl kaum etwas wieder sehen werden.“
Die Entlastung des Präsidiums erfolgte anschließend bei acht Enthaltungen einstimmig. Ebenso einstimmig wurden verschiedene Änderungen und Ergänzungen der Clubsatzung verabschiedet.
In der abschließenden Diskussion nahm Flohr Stellung zur aktuellen Situation. Derzeit habe der Club Verbindlichkeiten abzutragen, dies sei aber v.a. den bisher nur wenigen Heimspielen sowie der Tatsache geschuldet, dass der Club mit vielen Ausgaben in Vorleistung gehen musste. Für die Restsaison gebe es Kalkulationen mit verschiedenen Ausgängen. Extrem wichtig sei die Zustimmung einer örtlichen Fremdenverkehrseinrichtung zu einem angemessen hohen Sponsoringbeitrag: "Wir sind der Hauptwerbeträger für Ort und Region und haben als regelmäßiges Event mit 30.000 Besuchern pro Jahr eine Alleinstellung, die es zu würdigen gilt."
Eingestellt von: Robert Koch - Pressesprecher 04.12.07 20:10h
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